Während Ruja Ignatova weiterhin die meistgesuchte Frau des FBI bleibt, haben ihre Ex-Geliebten und ihr Ehemann weniger Glück. Zwei sitzen im Knast, und ihrem Gatten Björn S. droht eine Gefängnisstrafe. Das Landgericht Darmstadt hat nun tatsächlich das Verfahren gegen S. wegen des Verdachts der Geldwäsche eröffnet. „Die Kammer sieht einen hinreichenden Tatverdacht“, so der Sprecher des Landgerichts Darmstadt Dr. Jan Helmrich zur NRWZ .
- Ehemann Björn S. muss auf die Anklagebank
- Anklage gegen die Kryptoqueen zugelassen
- Die beiden Ex-Geliebten Sebastian und Gilbert
- ZDF-Miniserie: Start im Januar
- Konstantin Ignatov macht Karriere
- „Davina“ liegt weiter im Hafen von Sozopol
- .. und rostet vor sich hin
- Staatsanwaltschaft kommt an Davina nicht ran
- OneEcosystem läuft weiter
- Wer tauscht OneCoin in Bitcoin? Na, wer wohl?
In Bielefeld bestätigt Staatsanwalt Carsten Nowack, dass auch das Hauptverfahren gegen Ruja Ignatova schon eröffnet ist. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte wegen Betrugs und Geldwäsche Anklage gegen Ignatova erhoben und am 3. November hatte das Landgericht den Eröffnungsbeschluss gefasst.
Außerdem hat es im Zusammenhang mit der in Schramberg aufgewachsenen Kryptoqueen und ihrem OneCoin-Betrugsimperium ein paar Neuigkeiten gegeben, über die wir hier berichten wollen: Ignatovas jüngerer Bruder Konstantin ist unter die Dichter gegangen. Die Yacht der Kryptoqueen Davina liegt wohl immer noch unverkauft (und vor sich hin rostend) im Hafen von Sozopol.

Einige alte Bekannte aus der OneCoin Welt sind wieder aufgetaucht und versuchen mit einer neuen Masche, die schon einmal Betrogenen erneut übers Ohr zu hauen.
Ja, und dann kommt die Kryptoqueen ins deutsche Fernsehen: Im Januar wird eine für das ZDF produzierte fiktionale Miniserie „Take the Money and Run“ anlaufen. Die Drehbuchautoren waren dazu für Recherchen nach Schramberg gekommen.

Ehemann Björn S. muss auf die Anklagebank
Die deutsche Justiz kann doch schneller arbeiten als man manchmal vermutet. Ignatovas Ehemann und Unternehmervilla-Besitzer Björn S. wird das im kommenden Jahr zu spüren bekommen: „In der zweiten Jahreshälfte“, so Gerichtssprecher Helmrich zur NRWZ werde das Verfahren beginnen.
Das Verfahren wegen Geldwäscheverdachts wird nun doch beim Landgericht Darmstadt verhandelt. Im September hatte die Darmstädter Kammer erklärt, man sei nicht zuständig. Einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat das Oberlandesgericht Frankfurt dann Mitte Oktober stattgegeben. Darmstadt sei zuständig, so die Frankfurter Richter.
Daraufhin hat sich die neue Vorsitzende der Kammer offenbar dahinter geklemmt und intensiv damit beschäftigt, die Akten studiert. „Die Kammer sieht einen hinreichenden Tatverdacht“, so Helmrich, „und hat am 23. Oktober einen Eröffnungsbeschluss gefasst.“ Wann das Verfahren beginnen wird, hänge auch von Gesprächen mit der Verteidigung und anderen Verfahrensbeteiligten ab, so Helmrich. Er rechne mit einem Termin in der zweiten Jahreshälfte.

Eile war geboten, weil bei S. die Verjährung beim Vorwurf der Geldwäsche gedroht hat. Durch den Eröffnungsbeschluss läuft die Verjährungsfrist nun erneut.
Anklage gegen die Kryptoqueen zugelassen
In Bielefeld ging es nun auch recht schnell: Mitte September hatte die Staatsanwaltschaft die Anklage erhoben und Anfang November entschied das Landgericht, das Hauptverfahren zu eröffnen.
Selbstverständlich gebe es noch keinen Prozesstermin, so der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Nowack auf Nachfrage der NRWZ. Durch die Eröffnung des Hauptverfahrens gewinne man weitere fünf Jahre Zeit für die Fahndung nach Ignatova. Von dieser fehlt weiterhin jede Spur.
Die beiden Ex-Geliebten Sebastian und Gilbert
Während Gilbert Armenta in seinem Gefängniscamp in Florida schon die Tage bis zu seiner Freilassung zählen kann, sieht es für Sebastian Greenwood deutlich trüber aus. Armenta dürfte vor Weihnachten den Knast verlassen.
Greenwood hingegen ist offenbar schwerst drogenabhängig, sagt einer, der ihn gut kennt. Greenwood kann nur hoffen, dass ihn die US-Behörden nach Schweden ausweisen, wenn er die Hälfte seiner 20-jährigen Haftstrafe verbüßt hat. Und er dann noch lebt.
ZDF-Miniserie: Start im Januar
Mit dem Leben der Kryptoqueen befasst sich eine Miniserie des ZDF. Die Dreharbeiten zu der sechsteiligen Serie sind schon einige Zeit beendet. Nun steht der Sendetermin im Internet fest. Ein online-Fachmagazin meldet, das ZDF zeige die sechsteilige Miniserie mit Nilam Farooq als Ruja Ignatova ab Montag, 5. Januar 2026 online unter ZDF.de.

Die Drehbücher für „Take the Money and Run“ stammen von Judith Angerbauer und Boris von Sychowski. Die beiden verbrachten im Sommer 2023 ein paar Tage in Schramberg und unterhielten sich mit Menschen, die Ruja und ihren Bruder Konstantin aus Kinder- und Jugendtagen kannten.
Auch die Artikel in der NRWZ zu OneCoin und der Kryptoqueen haben die beiden gründlich gelesen, wie sie erzählen. Zuerst wird die Serie wohl auf ZDFneo zu sehen sein. Wann die Serie im Hauptkanal des ZDF ausgestrahlt wird, ist noch nicht entschieden.
Konstantin Ignatov macht Karriere
Für Ignatovas jüngeren Bruder läuft es offenbar gut. In Bulgarien hat er wieder Fuß gefasst. Er lebt mit (neuer) Frau und Kind In einer schmalen, ruhigen Nebenstraße eines gutbürgerlichen Viertels in Sofia. Seine Schwester hatte das Haus 2016 für die Mutter Veska gekauft, wie ein bulgarischer Kollege der NRWZ berichtet.
Ignatov ist häufiger in Talkshows zu sehen, sein erstes in Bulgarien veröffentlichtes Buch („Ganz unten“) hat sogar den neuen Steven-King-Roman auf den Bestseller-Listen in Bulgarien überholt. Er tritt als Model auf, das fülle den Kühlschrank und bringe einige Privilegien, schreibt er in einer E-Mail.

Mit einem deutschen Unternehmen habe er einen Fünf-Jahresvertrag unterschrieben. Für sein jüngstes Projekt, sein zweites Buch, hat er einen bulgarischen Verlag gefunden.

Er rackere so viel, weil er seine US-Strafe bezahlen möchte. Immerhin 118.000 US-Dollar muss er noch entrichten.

Um OneCoin kümmere er sich nicht. Das sei manchmal ein „Türöffner“, um in eine Talkshow eingeladen zu werden. Ansonsten habe er „keine Ahnung, wer wo was macht“.
„Davina“ liegt weiter im Hafen von Sozopol
Darum weiß er auch zur Davina nichts zu berichten. Die Luxusyacht, die Ruja Ignatova einst für knapp sieben Millionen Euro gekauft hatte, steht bekanntlich zum Verkauf. Doch erst kürzlich hat sie ein NRWZ-Leser im Hafen von Sozopol vor Anker liegend gesehen. Die Yacht sei „äußerlich in keinem guten Zustand“, so unser Leser, der beruflich in Bulgarien unterwegs war.
Er hat beobachtet, dass Leute an Bord waren, wahrscheinlich um die Yacht betriebsbereit zu halten. Die Villa, in der Ignatova viele Wochen im Sommer 2017 verbrachte, sei „bestens gepflegt“. Wie berichtet, kann man sie tageweise mieten. Auch das Gebäude, das Ignatova für Gäste und Personal gekauft hatte, sei bewohnt.

Duncan Arthur erinnert sich an das Gebäude. Arthur ist nach Ignatovas Untertauchen mit Konstantin um die Welt gereist. Er hatte für OneCoin die Handelsplattform „Dealshaker“ zum Laufen gebracht. Er gehörte zum inneren Führungskreis von OneCoin. Heute lebt er in Johannesburg oder Malta und arbeitet als Rechtsberater.
.. und rostet vor sich hin
Das schmalere Haus sei das „Quartier der Diener“ (servant‘s quarters) genannt worden, schreibt er in einer Mail an die NRWZ. „Ruja wollte ihre Leute in der Nähe haben, aber nicht bei sich im Haus.“ Zur Yacht berichtet Duncan, sie sei für Ignatova umdekoriert worden. „Wer immer sie kauft, sollte riesige Möbel, weiße Teppiche, die Farben rot und schwarz und alles in Gold eingefasst mögen“, scherzt Arthur.

Er erinnert sich an die legendäre Party im Sommer 2017. Die Mitarbeiter aus London durften nicht mit den anderen Gästen auf dem Oberdeck Party machen. Sie blieben ziemlich zusammengedrängt auf einem Unterdeck.
Er habe in der Nacht eine Toilette in einem der großen Schlafzimmer (state rooms) gesucht und sei weggeschickt worden, „weil Sebastian koksen will“. (I also got told to leave a „stateroom“ when I dared go to a bathroom because „Sebastian wants to do coke“.)

Auch Duncan Arthur erinnert sich daran, dass ein Mitglied der Crew etwas abschätzig gemeint habe, die Davina sei wie ein Gebrauchtwagen, bei dem man nicht wisse, was man eigentlich kaufe. Er berichtet noch, dass das Schiff ein „Rost-Problem“ hatte und dass es nach Ruja Ignatovas Verschwinden immer schwieriger wurde, Geld aufzutreiben, um die Yacht zu erhalten.
Staatsanwaltschaft kommt an Davina nicht ran
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld versucht möglichst viel an OneCoin-Besitz einzutreiben, um mögliche Opfer zu entschädigen. So geht es um den Verkaufserlös den Penthouses in London. Ein Teil des Geldes, etwa zehn Millionen Euro, liegt auf einer Bank auf der Kanalinseln Guernsey. „Wir sind mit Guernsey im Austausch“, so der Bielefelder Staatsanwalt Nowack zur NRWZ. Bisher ist aber noch nichts über den Kanal in die Kasse der Staatsanwaltschaft geflossen.
Auch beim Verkauf der Davina habe seine Behörde geschaut, ob da etwas zu holen wäre. Doch dank der komplizierten Besitzverhältnisse und dem Sitz der Eigentümer auf den British Virgin Islands sei das „extrem schwierig“, bedauert Nowack.
Interessant wäre zu wissen, wer eigentlich die Liegegebühren für die Yacht im Hafen von Sozopol bezahlt.
OneEcosystem läuft weiter
Unterdessen versucht sich der Rest der ehemaligen Führungskräfte bei OneCoin irgendwie über Wasser zu halten. Monatlich erscheint der Newsletter, es werden neue Deals angepriesen. Die Handelsplattform Dealshaker wirbt mit dem Slogan: „One click to happiness“. Doch die Zahl der Händler sinkt kontinuierlich

Ignatova hatte in Wembley von 10 Millionen Mitgliedern und einer Million Händler geschwärmt. Die wollte sie innerhalb von zwei Jahren anwerben. Nur auf dem Portal Dealshaker war es möglich für OneCoin-Besitzer Waren mit OneCoin zu bezahlen. So bekamen sie den Eindruck mit ihren OneCoins etwas anfangen zu können. Die Ware mussten sie aber immer auch zu einem Teil mit richtigem Geld bezahlen. Derzeit sind es nur noch gut 40.000 Händler bei Dealshaker dabei – nach eigenen Angaben.

„Das Gros dieser Anbieter stammt aus asiatischen oder südamerikanischen Ländern. Europa ist so gut wie gar nicht vertreten“, sagt ein Kenner der OneCoin-Szene. Die Produkte, die angeboten werden, sind auch keine echten Verkaufshits….

Wer tauscht OneCoin in Bitcoin? Na, wer wohl?
Unterdessen tauchen zwei Namen wieder auf, die lange an der Verkäuferfront für OneCoin gewirbelt haben. Christi Calina, für den rumänischen Markt zuständig, und Luca Miatton, die ehemalige OneCoin-Führungskraft aus Italien, der ein Dealshaker-Portal für Kunden in Italien betrieb. Die beiden werben für Dealshaker-Messen und Webinare.

Und sie haben eine ganz neue Idee: Sie bieten einen „OES-Exchange“, also die Möglichkeit, OneCoin in andere Kryptowährungen zu tauschen. Im Internet tauchen inzwischen jede Menge solcher Anbieter auf. Da OneCoins immer schon wertlos waren, wird sich da nichts in irgendetwas tauschen lassen. Allerdings versuchen diese Leute offenbar, den schon einmal Betrogenen erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Um zu beweisen, wie seriös er arbeitet, hat Calina sogar ein Foto von Ruja Ignatova beigefügt, auf dem sie „Donald Trump“ ein Kästchen überreicht. Ab sofort könne man OneCoin in jede andere Kryptowährung tauschen. Also wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dem ist wohl nicht zu helfen.

